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Dietrich Bonhoeffer 9. April 1945

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Das Lied „Von guten Mächten treu und still umgeben“ gehört zu den großen Trostliedern der Gegenwart. Es wird an sehr vielen Beerdigungen gesungen. Im Silvestergottesdienst hat es seinen festen Platz. Dieses Lied mit dem großen Vertrauen in Gott wunderbar geborgen zu sein, selbst in großen Krisen und tiefer Traurigkeit, verdanken wir dem Theologen Dietrich Bonhoeffer. Pfarrer Bonhoeffer schrieb dieses Lied Silvester 1944. Er war politischer Gefangener der Nazis. 1944 war er 38 Jahre alt, verliebt in Maria von Wedemeyer, voller Zuversicht auf ein gutes Leben und überzeugter Gegner Hitlers und der nationalsozialistischen Regierung.
D. Bonhoeffer war ein kluger Theologe und ökumenischer Christ. Wir verdanken im viele Bücher, Predigten und Gedichte. Aufgrund seines Glaubens und der daraus resultierenden Menschenliebe, sah er es als Christenpflicht, sich für Menschlichkeit öffentlich einzusetzen, auch wenn ihm selber dadurch persönlicher Schade entstand. Er engagierte sich im deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und wurde am 5. April 1943 inhaftiert. Er wurde im Gefängnis festgehalten und am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg umgebracht.

Wenn wir heute seine Texte lesen und sein Lied singen, sollten wir uns fragen, ob wir ebenfalls bereit sind, unsere öffentliche Verantwortung unseres persönlichen Vertrauens in Jesus Christus, wahrzunehmen. Das bedeutet, dass auch wir bereit sind mutig und entschlossen, unverzagt und zuversichtlich unsere Gesellschaft menschlich zu gestalten. Es bedeutet, dass wir uns für das gelingende Zusammenleben aller Menschen einsetzen und bereit sind, uns das auch etwas kosten zu lassen.
Wer Bonhoeffers Lieder singen will, sollte auch seine Verantwortung für das Öffentliche wahrnehmen und jeder Form von Nationalismus widerstehen. „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ anstimmen und AFD wählen geht nicht.

Ein Zitat von D. Bonhoeffer aus Widerstand und Ergebung, 12. Auflage, 1951 S. 113 „Ich habe mir hier (Anmerkung: der politischen Haft) oft Gedanken darüber gemacht, wo die Grenzen zwischen notwendigem Widerstand gegen das „Schicksal“ und der ebenso notwendigen Ergebung liegen. Der Don Quijote ist das Symbol für die Fortsetzung des Widerstandes bis zum Wahnsinn, ja zum Wahnsinn – ähnlich Michael Kohlhaas, der über der Forderung nach seinem Recht zum Schuldigen wird … der Widerstand verliert bei beiden letztlich seinen realen Sinn und verflüchtigt sich ins Theoretisch-Phantastische; der Sancho Pansa ist der Repräsentant des satten und schlauen Sichabfindens mit dem Gegebenen. Ich glaube, wir müssen das Große und Eigene wirklich unternehmen und doch zugleich das Selbstverständlich- und Allgemein-Notwendige tun, wir müssen dem „Schicksal“ - ich finde das „Neutrum“ dieses Begriffes wichtig – ebenso entschlossen entgegentreten wie uns ihm zu gegebener Zeit unterwerfen. Von „Führung“ kann man erst jenseits dieses zwiefachen Vorgangs sprechen, Gott begegnet uns nicht mehr als DU, sondern auch „vermummt“ im „Es“ („Schicksal“) das „Du“ finden, oder, mit anderen Worten: wie aus dem „Schicksal“ wirklich „Führung“ wird. Die Grenzen zwischen Widerstand und Ergebung sind also prinzipiell nicht zu bestimmen; aber es muß beides da sein und beides mit Entschlossenheit ergriffen werden. Der Glaube fordert dieses bewegliche, lebendige Handeln.“.